Auf jeder Radtour gibt es Strecken, die nicht gerade schön sind.
Wer schon einmal den Saaleradweg entlang gefahren ist, wird sich mit Grausen an die Durchquerung von Halle oder das Von-Wurzel-zu-Wurzel-Springen am Bismarckdenkmal bei Bad Kösen erinnern. In den Spreewald fahren wir von Berlin aus auch lieber mit der S-Bahn nach Königs Wusterhausen, und dann erst mit dem Rad.
Als wir die Tandemtour planten, wussten wir: Die Ausfahrt aus Yangzhou wird nicht schön.
Und Recht hatten wir! Yangzhou, in der Innenstadt ein fast beschauliches Städtchen, will in Richtung Osten kein Ende nehmen! Immer wieder stoßen wir an Baustellen, an gesperrte Brücken. Dann fahren wir wieder kilometerlang durch Windschneisen, die von Appartmenthäusern im XL-Format gesäumt werden. Wir könnten beide schwören, dass wir Bilder gemacht haben, von den Baustellen, den Windschneisen und vor allem den unzähligen Kanälen, die wir überquert haben (der Drill ist inzwischen perfekt, ein kurzer Zuruf und Sarah tritt in die Pedale und schwupps sind wir auf der Brücke! Naja, fast!). Und ich bin mir eigentlich sicher, dass ich eine besonders perfide Umleitung gefilmt habe!
Aber: Multimediale Fehlanzeige. Stellt Euch einfach eine Wüstenstraße vor, an deren Seiten halbfertige Hochhäuser stehen. Dann pfeift noch der Wind von vorne und weht Sand in die Augen. Zuweilen gibt es auch noch ein paar Pfützen, durch die ich gar nicht so vorsichtig manövrieren kann, dass die Kinder danach nicht braun gesprenkelt sind. Wobei nicht ganz klar ist, was davon nun Dreck und was Schokolade ist!
Und dann: Eine Offenbahrung! Wir sind gute 25 Kilometer gefahren, da macht die Straße einen Rechtsknick und führt auf den Deich, der den Kaiserkanal nach Osten begrenzt. Von dort an: Wunderschönes Radfahren, inklusive Pappmaché-Polizei! Wieder fahren wir Wettrennen gegen die Frachtschiffe. Den Grünen noch! Dann den Blauen! Den Großen da! Der fährt zwar in die Gegenrichtung, wir lassen ihn natürlich trotzdem hinter uns, wie Sarah und Nora befriedigt feststellen!
Nur der Wind könnte zur Abwechslung mal von hinten kommen. Aber wie wir inzwischen unken: Ich bin der Regenmacher und Zornica ist die Windfee! Rückenwind gibt es nur, wenn Zornica mit den Kindern in anderen Verkehrsmitteln sitzt!
Gaoyou, unser Etappenziel begrüßt uns mit einer Pagode und der lokalen Oper, aufgeführt vom lokalen Laien-Park-Orchester!
Mehr dazu morgen von Zornica!
Für einen Moment sind wir aber wichtiger als die Kunst und ich gehe in die Hocke, um einmal zu verstehen, wie unsere Kinder diese Situationen sehen.
Heftig!!!
Einige Kilometer später begrüßt uns dann ein chinesischen „Boutique Hotel“.
Sprich: Außen hui und innen ganz OK. „Roman Holiday Business Hotel“ klingt auch ein wenig nach Audrey Hepburn und Gregory Peck. Ich gebe zu: Das gab bei der Buchung den Ausschlag!
Grüezi Volker und Familie
Wir verfolgen Eure Tandem-Tour mit viel Freude und Spass, die Bilder und der Text sind einfach super!! Deine Fotos von der Tour „Die Drei Schluchten des Yangzi“ konnte ich ohne Probleme runterladen, nochmals herzlichen Dank. Für die restliche Radfahrt bis Peking alles Gute Erwin & Charlotte aus Dielsdorf (Schweiz)